Der Zyklus der Gewalt ist ein Konzept, das verwendet wird, um den wiederkehrenden und sich selbst verstärkenden Charakter von Gewalt in zwischenmenschlichen Beziehungen zu beschreiben, insbesondere in Bezug auf häusliche Gewalt oder Missbrauch. Er umfasst typischerweise vier Phasen, die sich wiederholen können, wenn keine Intervention oder Veränderung stattfindet. Hier sind die Phasen des Zyklus der Gewalt:
Anspannungsphase: In dieser Phase beginnen Spannungen und Konflikte in der Beziehung zu wachsen. Es können zunehmende Spannungen, Streitigkeiten, verbale Auseinandersetzungen oder andere Zeichen von Unzufriedenheit und Frustration auftreten. Die Atmosphäre in der Beziehung ist gespannt, und es gibt oft ein Gefühl von Unsicherheit und Angst bei den Opfern.
Akute Gewaltphase: Diese Phase wird durch einen plötzlichen Ausbruch von Gewalt gekennzeichnet. Der Täter kann seinen Zorn oder seine Frustration gewaltsam gegen das Opfer ausdrücken, indem er körperliche, emotionale oder sexuelle Gewalt anwendet. Dies kann in Form von Schlägen, Schreien, Einschüchterung, Drohungen oder anderen Formen von Gewalt geschehen. Die Akutphase kann Minuten, Stunden oder Tage dauern und endet oft mit einer Erschöpfung der Gewalttätigkeit.
Versöhnungsphase: Nach der Akutphase tritt die Versöhnungsphase ein, in der der Täter Reue oder Schuldgefühle empfinden kann und versucht, das Opfer zu beschwichtigen oder zu manipulieren. Es können Entschuldigungen, Versprechungen, Liebesbekundungen oder Geschenke auftreten, um das Opfer dazu zu bringen, die Gewalt zu akzeptieren oder zu verzeihen. Diese Phase kann von einer gewissen Ruhe und Harmonie in der Beziehung begleitet sein, aber sie ist oft von Spannungen und Unsicherheiten geprägt, da das Opfer die Motive des Täters misstrauisch betrachtet.
Ruhephase: Nach der Versöhnungsphase tritt die Ruhephase ein, in der die Spannungen in der Beziehung vorübergehend abnehmen, und die Partner versuchen, zur Normalität zurückzukehren. Es kann eine Phase relativer Ruhe und Stabilität in der Beziehung geben, in der beide Partner versuchen, die Vorfälle von Gewalt zu vergessen oder zu verdrängen. Diese Phase kann jedoch kurzlebig sein, da die Spannungen allmählich wieder aufgebaut werden und der Zyklus von Neuem beginnt.
Es ist wichtig zu verstehen, dass der Zyklus der Gewalt kein starres Muster ist und in verschiedenen Beziehungen und Situationen variieren kann. Einige Opfer können mehrere Zyklusdurchläufe erleben, während andere möglicherweise nur einen erleben, bevor sie Hilfe suchen oder die Beziehung verlassen. Opfer von Gewalt müssen Unterstützung, Schutz und Ressourcen erhalten, um den Zyklus der Gewalt zu durchbrechen und ein Leben frei von Gewalt zu führen. Interventionen können Beratung, Sicherheitsplanung, rechtliche Unterstützung, Unterkunft und andere Hilfsmaßnahmen umfassen, um den Opfern zu helfen, die Gewaltspirale zu überwinden und ihre Sicherheit und ihr Wohlbefinden wiederherzustellen.
📞 Nationaler Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: [08000 116 016]
📞 Frauenhaus Notruf: [077513553]
📞 Kinderschutz-Hotline: [08001921000]
Querverweise zum Thema:
Intervention
Missbrauch